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Gewerbe Persönlich: JHM Ingenieur AG


Huber AG Männedorf
Schweisskonstruktion für den Rahmen einer Seilsäge · an der Drehbank · Blechbearbeitung an der Abkantpresse


Nicole Bachmann im Gespräch mit Bernhard Huber.

Herstellung von und Handel mit Beleuchtungen, Metallbau etc. das klingt unspektakulär – für mich zumindest – und ich konnte mir nicht viel darunter vorstellen. Auf Ihrer Website erfährt man jedoch schnell, dass wenn es die JHM nicht gäbe, wir oft im Dunkeln blieben. Wäre es ohne Sie auf Männedorfs Strassen dunkel?
Das kann man so nicht sagen. Die Quartiere wären vor allem betroffen. Es gibt verschiedene Typen von Kandelaber-Aufsatzleuchten und nicht alle werden von uns
fabriziert.

Herr Huber, wir sitzen hier in einem unscheinbaren Gebäude, aber Ihre Firma
stellt wichtige Dinge her, denen wir im Alltag überall begegnen. Was ist die JHM genau?

JHM heisst Jakob Huber Ingenieur AG und trägt den Namen meines Grossvaters, der sie 1936 hier gründete. Ich bin die dritte Generation.

Was wurde 1936 hergestellt?
Mein Grossvater war einerseits in der Entwicklung der Strassenbeleuchtung tätig und hat mit den Elektrizitäswerken zusammen den Beleuchtungsbereich revolutioniert. Seither sind wir natürlich nicht stehen geblieben und die Technik wird bis heute ständig verbessert.
Andererseits: Die JHM hat sozusagen das Monopol im Schalterapparatebau, d.h. mein Grossvater hat die Zahldrehteller hier entwickelt, diese Erfindung patentieren lassen und so sind wir heute noch quasi die einzigen, die Drehteller, Schiebe- und Zahlmulden etc. in alle Welt vertreiben. Zur Erklärung: Das sind die Drehteller, die Sie an den Kassen von Bahnhöfen, Skiliften, Seilbahnen und Banken antreffen.

Dann hat Ihr Grossvater ein Stück Geschichte geschrieben! Das ist ja grandios! Auf dieses Erbe kann man stolz sein. Haben Sie noch mehr „Geschichte“?
Diesbezüglich nein, aber wir produzieren noch viele andere Sachen.

Das wäre?
Wir machen Anschlag- und Panoramakästen, freistehende Vitrinen oder ganz einfach Schaukästen. Dann sind wir auch im Metall- und Stahlbau tätig und haben unter anderem sogar schon ein Kunstobjekt geschaffen. Das war bisher ein einmaliger Auftrag von Dan Graham, New York. Die Installation steht in der Galerie Wirth in Zürich. Diese Arbeit war sehr spannend. Wir mussten uns in die Idee einfühlen und herausfinden, welche Materialen am besten geeignet sind.

Wie ich heraushöre, haben Sie mehrere Standbeine. Hat eins mehr Gewicht?
Der Bereich Schalter- und Sicherheitsanlagen war das Hauptgeschäft. Seit einigen Jahren hat der Metall- und Stahlbau zugenommen. So gesehen sind beide Bereiche unsere Hauptstandbeine.

Wird das alles „hier“ produziert?
Bis auf wenige Teile, die wir zukaufen müssen, wird alles hier in unserer Werkstätte hergestellt.

Wer gehört zu Ihrem Kundenkreis?
Im Bereich Schalteranlagen, Strassenbeleuchtung und Informationssysteme sind dies die öffentliche Hand (Gemeinden, SBB, Elektrizitätswerke). Im Metall- und Stahlbau sind es die Architekten, aber vielfach auch persönliche Kontakte, die zu einem Auftrag führen.

Wo überall in Männedorf trifft man auf die Produkte von JHM?
(Bernhard Huber lacht) Oh, soll ich Ihnen die jetzt alle aufzählen? Also gut: die neue Glasfront der Clientis Bank ist unser Werk, die Schaufenster und Eingangstüren der Raiffeisenbank, der Schaukasten, in dem die Gemeinde Männedorf ihre Anschläge publiziert, der Panoramakasten am Waldrand an der Brähenstrasse, Schaufenster und Türe an der Kugelgasse bei Frau Heller, Schallschutzwände an der Seestrasse, Dachgauben im Dach des Blattenschulhauses, allgemein Geländer und Aussenbalkontürme im Dorf, die Metallgeländer im
Strandbad Sonnenfeld und unser letztes grosses Projekt, das jetzt so gut wie abgeschlossen ist, ist das Altersheim Emmaus, wo wir alle Metallgeländer und Brandschutztüren hergestellt und montiert haben.

Gibt es etwas, das die JHM nicht macht?
Jein, wenn durchführbar, realisieren wir eigentlich jede Idee. Ich darf sagen, dass wir in jeder Hinsicht vielseitig sind, sofern die Projekte etwas mit Metall zu tun haben. Wir kombinieren Glas, Holz und Metall. Die moderne Architektur kommt uns sehr zu gute. Sie fördert die Kreativität.


Huber AG Männedorf: Kunde Clientis Bank
Umbau 2003 an der Bahnhofstrasse 14: neue Metall- Glasfassade von JHM


Die Krise ist in aller Munde. Spüren Sie diese?
Nein, absolut nicht. Wir haben noch viele Aufträge vom letzten Jahr laufen. Wenn, dann glaube ich, dass wir eher im Herbst etwas merken werden, muss aber nicht sein.

Herr Huber, wie beginnt bei Ihnen der Tag?
Post erledigen, Briefkasten leeren (Mails), so das übliche.

Und mit was sind Sie tagsüber hauptsächlich beschäftigt?

Sehr viele Telefonate, Bestellungen erledigen, Akquisition, Kundenbetreuung, Besprechungen mit Architekten und Bauherren. Mehrheitlich bin ich im Büro, hin und wieder auf dem Bau.

Welchen Beruf haben Sie gelernt?
Ich habe Elektroingenieur studiert – Dipl. El.-Ing. FH. Dann ein Zusatzstudium in Betriebswirtschaft.

Ist Weiterbildung wichtig in Ihrem Beruf?
Ja auf jeden Fall. Einerseits stehen Messebesuche an, um zu erfahren, was es auf dem Markt Neues gibt, andererseits betreibe ich Weiterbildung im technischen Bereich, d.h. Lieferantenfirmen bieten Seminare an und stellen ihre neuen Systeme, Verarbeitungstechniken etc. vor.

Bilden Sie Lehrlinge aus?
Im Moment leider nein.

Wieso nicht?
Ich habe viele Jahre an der Schule Männedorf die Berufe Metallbauschlosser und Polymechaniker vorgestellt. Doch das Interesse an diesem Handwerk war mehr als gering.
Im BIZ sind wir gemeldet, aber zur Zeit bilden wir keine aus, was nicht heisst, dass wir keine Lehrlinge einstellen würden.

Wie viele Angestellte arbeiten für die JHM?
10 Leute und in Spitzenzeiten engagieren wir temporäre Fachkräfte.

Haben Sie Familie?
Ja zwei Söhne. Der Ältere macht die Ausbildung zum Polymechaniker, der Jüngere die kaufmännische Lehre.

Sind Sie auch „Hausmann“?
Nein, ich bin kein Hausmann. Das haben meine Frau und ich seinerzeit genau geregelt. Ich mache so die typischen Dinge: Rasenmähen, leere Flaschen entsorgen oder, wenn meine Frau etwas für den Haushalt braucht, bringe ich ihr das gerne von unterwegs mit.

Kochen Sie gelegentlich, so hobbykochmässig?
Im Sommer grilliere ich. Im Ãœbrigen esse ich sehr gern, was meine Frau kocht.

Würden Sie Ihren Beruf nochmals wählen?
Ja, auf jeden Fall. Ich mache es immer noch gerne.

Was machen Sie als Ausgleich?
Sport: hauptsächlich Tennis, Biken, Golf, Skifahren und Wandern.

So vielseitig wie im Beruf. Was verbindet Sie mit Männedorf?
Ich bin hier aufgewachsen, es ist mein Heimatdorf. Die Firma wurde hier gegründet.

Welches war Ihre grösste berufliche Herausforderung?
Mein Grossvater hatte drei Söhne, die alle im Geschäft waren. Als es darum ging, einen Nachfolger zu eruieren, war ich von 9 Neffen der einzige, der aus dieser Branche kam. So stand ich vor der wichtigen Entscheidung, ob ich selbständig werde und die Firma übernehmen soll. 1991 bin ich eingestiegen und seit 1997 führe ich die JHM alleine.

Würden Sie heute etwas anders machen?
Nein, ich würde es nochmals genau so machen.

Was sind Ihre Ziele? Persönlich und beruflich?
Gesund bleiben, und weiterhin im Markt erfolgreich bestehen können.

Herr Huber, wenn Sie sich weiterhin so engagiert Ihren Projekten annehmen, wie Sie mir die letzten 1 ½ Stunden den Metallbau näher gebracht haben, zweifle ich nicht im geringsten, dass der JHM die Arbeit nie ausgehen wird. Nochmals vielen Dank, dass Sie mir als Laie das Ganze verständlich gemacht haben.

Huber AG Männedorf: Bernhard Huber


Name und Funktion:
Bernhard Huber, Geschäftsinhaber
Firma:
Jakob Huber Ingenieur AG
Branche:
Metallbau und Engineering
Mitarbeiter:
10
Gründungsjahr:
1936
Website:
www.jhm.ch
10 x Bernhard Huber privat


Traumberuf als Kind:
Gartenarchitekt
Idol/Vorbild:
in jungen Jahren war es Bernhard Russi
Nächster Film im Kino:
ich gehe sehr selten ins Kino. Hauptsächlich die neuen Bond Filme.
Musikstil/Interpreten:

Pop und Klassik
Zuletzt gelesenes Buch:
Wilde Schwäne, die Geschichte einer chinesischen Familie von der Kaiserzeit bis heute
Bevorzugte Feriendestination:
Lenzerheide
Das habe ich mir zuletzt gegönnt:
einen guten Wein
Persönliches Engagement:
Mitglied im Kiwanis Club Stäfa
Credo/Motto:
Bleib dir persönlich treu. Und: Was du nicht willst, dass man dir tut, das füg auch keinem Anderen zu.
Drei persönliche Wünsche:
Gesundheit, glückliche Familie, später das Alter geniessen können. Im übrigen bin ich (fast) wunschlos glücklich

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